Kiefheim klärt auf
Man hört und liest es nahezu täglich in den Medien: „in 2020 ist ein Sack Reis umgefallen“, „in 2021 ist ein Sack Weizen nass geworden“.
Trotzdem ist die Formulierung mit „in“ bei Jahresangaben im Deutschen falsch.
Was ist hier das Problem?
Wir haben es hier mit einem Anglizismus zu tun, denn diese Formulierung stammt aus der englischen Sprache. Im Englischen muss man Jahreszahlen mit „in“ angeben: „In 2021 we had a cold spring.“
Was in der einen Sprache funktioniert, funktioniert jedoch längst noch nicht in einer anderen. Das Deutsche hat weiterhin seine eigenen Regeln, und da heißt es: „Wir hatten 2021 einen kalten Frühling.“
Wie geht es besser?
- Im Deutschen nennen wir nur die Jahreszahl, ohne „in“: „2020 ist ein Sack Reis umgefallen.“
- Ebenfalls richtig: „Im Jahr 2021 ist ein Sack Weizen nass geworden.“
Besonders hilfreich ist der Zusatz „im Jahr“, wenn der Satz neben der Jahreszahl noch andere Zahlen enthält. Das kann unübersichtlich werden, wie folgendes Beispiel zeigt: „Die Zahl der Betroffenen stieg von 1567 2019 auf 1824 2020.“ Der Zusatz „im Jahr“ macht den Satz leichter verständlich: „Die Zahl der Betroffenen stieg von 1567 im Jahr 2019 auf 1824 im Jahr 2020.“
Mein Tipp: Wer Texte produziert und Inhalte aus englischen Quellen übernimmt, sollte besonders darauf achten, dass sich im fertigen Text keine Reste englischer Formulierungen mehr verstecken. Lesen Sie deshalb Ihren Text vor der Veröffentlichung noch einmal aufmerksam durch. Für noch mehr Sicherheit können Sie natürlich auch ein professionelles Lektorat buchen oder eine qualifizierte Übersetzerin beauftragen.
Ein interessantes Fundstück
Dem DGB ist es in diesem Artikel gelungen, bei den Jahreszahlen drei verschiedene Formulierungsvarianten zu verwenden.
Sie wissen jetzt: Nur die beiden grün markierten Varianten sind richtig.
Interessant ist auch die Parallelbildung „aus 2022“, die genauso um sich zu greifen scheint: Das englische „from“ ließe sich ja gleichwertig als „von“ oder „aus“ übersetzen – weil man jetzt aber meint, es müsste „in 2022“ heißen, entscheidet man sich dann (folgerichtig, aber falsch) für das Wortpaar-Gegenstück „aus 2022“. Otemporaomores. 🙂
Genau, Jannes! Das fällt mir auch manchmal auf. Ist natürlich konsequent – „in“ und „aus“ gehören zusammen. Aber trotzdem falsch …
„Fluctuat nec mergitur!“
(Viel weiter als Asterix reicht mein Latein nicht. 😉)