Beim Texten erreicht menschliche Intelligenz mehr als die KI. Wer vom Potenzial eines wirklich guten Textes profitieren will, sollte sich jetzt am MI-Siegel orientieren: hirngemacht und gut durchdacht!
Segensreiche KI – oder …?
In diesem Artikel geht es zwar auch um künstliche Intelligenz, vor allem aber um menschliche Intelligenz. Sie brauchen also nicht gleich wieder wegzuklicken, falls Sie den Ausdruck „KI“ schon nicht mehr hören können. Schließlich springt uns dieses Schlagwort mittlerweile ins Gesicht, sobald wir die Zeitung aufschlagen oder die Nachrichten anstellen.
In allen Lebens- und Arbeitsbereichen soll die KI, also die „künstliche Intelligenz“, segensreich wirken, uns Arbeit abnehmen, bessere Entscheidungen treffen, was auch immer. Generative KI kann sogar Texte schreiben, und das auch noch kostenlos! Welche Verheißung für Unternehmen, die Kosten sparen möchten. Schnell erliegen sie der Versuchung, professionelle menschliche Unterstützung durch die billige KI zu ersetzen.
Clever? Geht so.
KI-Antworten: Statistik ja, Fakten naja.
Um den sinnvollen Einsatz von KI-Generatoren wie ChatGPT zu beurteilen, muss man wissen, wie diese KI-Tools arbeiten. Einfach ausgedrückt sind es Computerprogramme, die in ihrem Training riesige Textmengen aus dem Internet ausgewertet haben. Dank dieses enormen Inputs sind sie in der Lage, Sprache statistisch zu analysieren. So stellen sie fest, wie bestimmte Elemente (hier: Buchstaben und Wörter) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit aufeinander folgen. Das gilt für unsere Fragen ebenso wie für KI-Antworten.
Ich finde es wirklich beeindruckend, wie ChatGPT in der Lage ist, meine Anweisungen (bei der KI heißen sie „Prompts“) in natürlicher Sprache zu verstehen und einigermaßen passende Antworten auszuspucken. Doch man darf nie vergessen: Wenn wir ChatGPT und Konsorten etwas fragen, ermitteln diese Tools die Abfolge der Wörter in ihren Antworten rein statistisch-mathematisch, als Wahrscheinlichkeit. Sinn, Fakten und Wahrheit spielen bei den Antworten keine Rolle.
Fantasiebegabt, aber nicht vertrauenswürdig
Das bedeutet: Die KI schert sich nicht um Korrektheit: Sie gibt das aus, was laut ihren Algorithmen die höchste Wahrscheinlichkeit hat. Dabei lügt sie schamlos und gibt manchmal entsetzlichen, pardon, Bullshit von sich.
Es sind Fälle bekannt, in denen sie Quellen für wissenschaftliche Texte frei erfunden hat; im Wissenschaftsbetrieb ist das eine Todsünde. (Wobei es natürlich ebenfalls grober Unfug ist, Artikel, die das eigene wissenschaftliche Renommee befördern sollen, von ChatGPT schreiben zu lassen und dann vor der Veröffentlichung noch nicht einmal zu prüfen. Aber das steht wohl auf einem anderen Blatt.)
Auch bei meinem allerersten Ausprobieren von ChatGPT kam ziemlicher Unsinn heraus:
Falsch! Die Abkürzung „CJK“ steht für die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Das ist sozusagen Rinderwahnsinn für Menschen: Speziell geformte Proteine, die sogenannten Prionen, lösen eine Krankheit aus, bei der sich das Gehirn allmählich in eine schwammartige Masse verwandelt.
Die weiteren Ausführungen von ChatGPT zur Instrumentenreinigung waren ähnlicher Unfug, die Prüfungskommission in meiner Steri-Ausbildung hätte mir so etwas um die Ohren geschlagen.
Auf Fachkenntnisse und korrekte Auskünfte können wir bei ChatGPT also nicht bauen.
Und immer dieses Schwafeln, das will doch keiner hör’n!
Hinzu kommt: ChatGPT neigt zur Schwafelei. Die ausgegebenen Antworten sind wortreiches, ausuferndes Blabla. Das ist nicht die Textqualität, die Unternehmen brauchen, denn solche Texte mag niemand lesen. Mit solchen Texten gelingt es nicht, Botschaften zu vermitteln. Dennoch setzen immer mehr Unternehmen auf reine KI-Texte und hoffen, dass ihre Zielgruppen dieses Geseiere lesen.
Schon jetzt gibt es erste Berichte, dass die KI-generierten Texte weiter an Qualität verlieren, weil die KI sich selbst „kannibalisiert“. Es fließen immer mehr KI-Texte mit den bekannten Schwächen in den Korpus ein, aus dem sich die KI bedient. Wir kennen diesen Effekt aus der EDV als GIGO: „garbage in, garbage out“.
Man kann die KI aber zur Ideenfindung einsetzen. Wie man das geschickt angeht, konnte ich Ende 2023 von Christa Goede beim interessanten und vergnüglichen „KI-Testing“ lernen. Aber man muss die Grenzen kennen: Damit aus ChatGPTs Anregungen ein zutreffender und überzeugender Text wird, ist eine kompetente menschliche Bearbeitung notwendig.
Texte mit Hirn und Handwerk – und MI-Siegel
Ich kann mir vorstellen, die KI hier und da als Stichwortgeberin zu nutzen. Aber bei allem, was ich abliefere, hat meine menschliche Intelligenz das letzte Wort. Wer bei mir einen Text – zum Schreiben, Lektorieren oder Übersetzen – in Auftrag gibt, kann sich auf einen hirn- und handgefertigten Text verlassen. Der Text berücksichtigt die besprochenen Vorgaben und tut, was er soll.
Und damit das für alle sichtbar ist, führt Kiefheim jetzt das neue MI-Siegel: „MI“ wie „menschliche Intelligenz“. Dieses Siegel können Soloselbstständige und Unternehmen tragen. Sie verpflichten sich damit, ihre Arbeit mit menschlicher Intelligenz auszuführen. Überall, wo Sie das MI-Siegel sehen, können Sie sicher sein, dass Sie menschengemachte Qualität und keinen KI-Brei erhalten. Hier können Sie den Kodex des MI-Siegels für meine Arbeitsbereiche Text, Lektorat und Übersetzung nachlesen.
Wir müssen menschliche Intelligenz wertschätzen. Denn Handwerk, Fachwissen, Sprachgefühl, Intuition, Weltwissen, Urteilskraft – all das macht Texte überzeugend, pointiert und individuell, und das hat keine KI der Welt.
Oh, wie schön, das ist ja mal ein toller Beitrag zu diesem Thema.
Ich wusste gar nicht, dass es eine ANTI-KI-Bewegung gibt.
Große Klasse!
Es ist nicht unbedingt Anti. Wie beschrieben, kann man die KI auch sinnvoll nutzen, das habe ich in dem Kurs ja selbst ausprobiert. Aber man darf eben nicht meinen, dass alles, was ChatGPT produziert, veröffentlichungsreif ist. Wie man einen Text aufbaut, was zu einem gut lesbaren Text gehört, sind zum Beispiel Dinge, die unsereins einfach besser kann.
Liebe Katja, wunderbar. Damit bist du eine der ersten, die dass MI-Siegel tragen, richtig? Ich finde das Siegel großartig und notwendig, brauche aber noch ein paar ruhige Stunden, um mich dir anzuschließen. Viele Grüße von Gabi
Liebe Gabi, genau, ich bin eine der ersten.
(Für alle: Die Liste der Siegeltragenden kann man auch ansehen.)
Ich fände es toll, wenn du dich uns nach gründlicher Überlegung anschließt: Je mehr wir sind, desto mehr Gewicht hat es!
Liebe Katja, sehr schön und verständlich zusammengefasst, warum KI in manchen Bereichen nützlich sein kann, man ihr aber keinesfalls das Schreiben von Texten überlassen sollte, wenn man einen guten Text haben will.
Danke, Katrin!