Katja Heimann-Kiefer schreibt über Übersetzen, Sprache und Text, Lesen und Vorlesen und den ganzen Rest

Die Checkliste: Wie finde ich gute Übersetzer im Internet?

… oder gute Übersetzerinnen natürlich. Die Qualität Ihrer Übersetzung wird sehr davon abhängen, wen Sie damit beauftragen. Lesen Sie hier, worauf Sie achten sollten.

Warum es darauf ankommt, wer Ihren Text übersetzt

Grünes Bild mit Pfeil

Die Berufsbezeichnung „Übersetzer“ ist nicht geschützt. Deshalb darf sich jeder und jede so nennen und Übersetzungen anbieten. Allerdings: Zum Übersetzen gehört mehr als nur die Beherrschung zweier Fremdsprachen. Beim Übersetzen werden nämlich nicht Wörter der einen Sprache durch Wörter einer anderen Sprache ausgetauscht. Wir übersetzen Inhalte, die in einem bestimmten Kontext funktionieren müssen. Dazu braucht es neben soliden Kenntnissen in der fremden und der eigenen Sprache auch Textkompetenz, Fachkompetenz im Textthema, Recherchekompetenz und ein Gespür für Sprache.

Erfahrung ist ebenfalls hilfreich. Das habe ich gemerkt, als ich vor einigen Jahren einen Lehrauftrag im Master-Studiengang meiner alten Uni hatte: Viele Übersetzungen meiner Studierenden waren wirklich ordentlich, aber ihnen fehlte das beherzte freie Formulieren, das aus einem bloß übersetzten Text einen flüssigen Text macht. Diese Gelegenheit machte mir erst bewusst, wie mir genau das in all den Jahren zur zweiten Natur geworden ist.

Checkliste: Agentur oder Einzelübersetzerin?

Es gibt Übersetzungsagenturen, die viele Sprachen und Fachgebiete abdecken, und es gibt selbstständige Einzelübersetzer bzw. -übersetzerinnen. Oft arbeiten diese in zwei oder drei Sprachen und bedienen mehrere Fachgebiete.

Mit einer Einzelperson zusammenzuarbeiten, kann Ihnen entscheidende Vorteile bringen:

  • Sie wissen mit Sicherheit, wer an Ihren Texten arbeitet und welche Qualifikationen diese Person mitbringt. Agenturen vergeben Übersetzungen in einem großen Pool von Dienstleistern, oft nur anhand von Preis oder Verfügbarkeit.
  • Wenn immer dieselbe Person an Ihren Texten arbeitet, wird sie bald mit Ihren Produkten und der Firmenterminologie vertraut sein. Das schlägt sich in einer hohen Textqualität und einer produktiven Zusammenarbeit nieder.
  • Ihre Informationen zum Projekt kommen ohne Umwege genau bei der Person an, die Ihren Text bearbeitet.

Checkliste: Wo finde ich Übersetzer und Übersetzerinnen?

Klar: im Internet! Allerdings finden Sie beim Googeln vor allem die großen Agenturen. Und Suchvorgänge mit dem Stichwort „Übersetzung“ oder „Übersetzer“ liefern meist Wörterbucheinträge und nicht Fachleute für Ihre Übersetzung. Aber: Mit dem Suchbegriff „Übersetzerin“ finden Sie tatsächlich menschliche Sprachprofis!

Eine gute Anlaufstelle sind außerdem die Websites von Berufsverbänden. Sie haben den Vorteil, dass Mitglieder von Berufsverbänden ihre Qualifikation und/oder Erfahrung nachweisen mussten und deshalb mit größerer Wahrscheinlichkeit gute Arbeit leisten. Bei den Berufsverbänden können Sie meist nach Ausgangs- und Zielsprache sowie Fachgebiet suchen und angeben, ob Sie eine beeidigte Übersetzung benötigen. (Als Hilfestellung für Ihre Suche: Beim Übersetzen überträgt man das geschriebene Wort, beim Dolmetschen das gesprochene Wort.) Wenn Ihr Anliegen zu meinem Profil passt, wenden Sie sich gerne direkt an mich! Anderenfalls finden Sie hier eine komplette Liste von Berufsverbänden.

Und noch ein Tipp: Machen Sie einen Bogen um Branchenverzeichnisse, denn die Angaben darin sind mitunter frei erfunden. Weil sich eines dieser Verzeichnisse ausgedacht hat, ich würde Übersetzungen aus dem Bulgarischen anbieten, bekomme ich gelegentlich entsprechende Anfragen – dabei kann ich kein Wort Bulgarisch.

Checkliste: Sprachen

Schauen Sie nach, ob die Übersetzerin bzw. der Übersetzer mit den Sprachen arbeitet, die Sie benötigen. Bei einigen Sprachen kommt es auch auf die richtige Variante an: So macht es einen Unterschied, ob jemand portugiesisches oder brasilianisches Portugiesisch beherrscht.

Auch die Sprachrichtung ist von Bedeutung. Ich zum Beispiel übersetze zwar aus dem Englischen, aber nicht ins Englische – aus gutem Grund, denn Texte, die das Unternehmensimage stärken sollen, müssen bis zum letzten i-Tüpfelchen idiomatisch sein, und so kann man nur in der Muttersprache formulieren.

Checkliste: Fachgebiete

Kennt sich die Übersetzerin, der Übersetzer in Ihrem Fachgebiet aus? Beim Übersetzen muss man Inhalte in der Zielsprache ausdrücken – und dafür sind Fachkenntnisse notwendig, weil man nur ausdrücken kann, was man auch versteht. Lesen Sie deshalb nach, welche Fachkenntnisse jemand mitbringt. Übersetzungsprofis sind es gewohnt, zu recherchieren und sich in Themen einzuarbeiten. Detailkenntnisse bis zur kleinsten Schraube sind daher nicht zwingend, aber ein Verständnis der Materie sollte vorhanden sein.

Checkliste: Übersetzerische Qualifikation

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Qualifikation als Übersetzer oder Übersetzerin zu erwerben. In Deutschland gibt es Ausbildungsgänge an Universitäten, Fachhochschulen, Hochschulen und Fachakademien, die man heute mit einem Bachelor oder Master (früher mit Diplom, wie ich) oder als „Staatlich geprüfter Übersetzer“ abschließt. Wer eine solche Qualifikation anführen kann, hat also eine fundierte Ausbildung durchlaufen.

Allerdings: Ich habe im Laufe der Jahre hervorragende Kollegen und Kolleginnen kennengelernt, die keine formale Qualifikation im Übersetzen mitbringen, und umgekehrt welche mit Qualifikation, deren Arbeit zu wünschen übrig ließ. Ein schöner Titel ist also noch keine Qualitätsgarantie.

Checkliste: Der persönliche Eindruck

Neben den „harten Fakten“ spielt auch der persönliche Eindruck eine Rolle. Wir alle haben unsere eigenen Vorstellungen, Präferenzen und das individuelle Bauchgefühl. Die folgenden Punkte sind mir wichtig, wenn ich einen Auftrag vergeben will, und liefern hoffentlich auch Ihnen wertvolle Anregungen:

  • Hat die Person eine Website? Sicherlich gibt es auch kompetente Kollegen und Kolleginnen ohne Website, aber ich mache mir gerne ein Bild von der Person. Dieses Bild entsteht bei mir nicht, wenn ich auf der Verbands-Website lediglich eine Liste von Sprachen und Fachgebieten sehe.
  • Wer spricht? Es gibt Anbieter, die als Agentur auftreten, aber auf ihren Websites „ich“ schreiben. Es gibt Einzelpersonen, die auf ihrer Website in der „wir“-Form sprechen oder die eine solche Fülle von Sprachen und Fachgebieten anbieten, dass sie das unmöglich alleine abdecken können. Beide Varianten finde ich irritierend, weil ich mich dann frage, mit wem ich es wirklich zu tun habe. Dieses Auftreten wirkt auf mich unseriös und ist daher ein KO-Kriterium.
  • Grobe Fehler in Rechtschreibung und Zeichensetzung? Derartige Patzer auf der eigenen Website sind ein Hinweis darauf, dass es an Kompetenz oder Sorgfalt mangelt – und ich in der Übersetzung ebenfalls mit derartigen Fehlern rechnen muss.
  • Persönlichkeit? Dass jemand bei der beruflichen Präsentation auch den Menschen dahinter zeigt, ist sicherlich kein Muss. Ich finde es trotzdem angenehm, einen Eindruck von der Person hinter dem Angebot zu erhalten – schließlich arbeitet man als Mensch mit einem anderen Menschen zusammen.

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