Katja Heimann-Kiefer schreibt über Übersetzen, Sprache und Text, Lesen und Vorlesen und den ganzen Rest

Zahlen schreiben: Wort oder Ziffer?

Kiefheim klärt auf

Zahlen schreiben? Vielleicht haben Sie noch gelernt, dass man die Zahlen bis einschließlich zwölf als Wort schreibt und größere Zahlen in Ziffern. Diese Regel gilt nicht mehr. Warum es auch nicht sinnvoll ist, sich sklavisch daran zu halten, und was Sie sonst noch wissen müssen, lesen Sie in diesem Artikel.

Was ist hier das Problem?

3 Zeitungsausschnitte, bei denen die Schreibweise von Zahlen als Wort und als Ziffer unpassend kombiniert ist
Sehen Sie sich die abgebildeten Zeitungsausschnitte an. Hier wurde konsequent die alte Regel „Zahlen bis zwölf ausschreiben“ angewendet. Dadurch wechselt die Zahlenschreibweise innerhalb eines Textstücks. Das stört beim Lesen und erschwert das leichte Erfassen des Inhalts – wie Sie sicherlich selbst feststellen.

Wie geht es besser?

Entscheiden Sie sich in einem Textstück für eine Art und Weise, Zahlen zu schreiben (in Ziffern oder als Wort), und wechseln Sie nicht.

  • Bei den Coronazahlen wäre man besser bei einer Zahl geblieben wie in den anderen Klammern auch. Schließlich geht es in diesem Kontext um Zahlen.
  • Bei der Vorstellung von Herrn Tonne ist es egal, aber die Schreibweise sollte einheitlich sein.
  • Auch beim dritten Text funktioniert sowohl „12 … 13“ als auch „zwölf … dreizehn“. Hier würde ich allerdings zur Schreibweise als Zahl raten, weil im gleichen Satz noch eine dritte Zahl genannt wird, die 20. Alternativ könnte man diese ebenfalls als Wort und dann alle drei Zahlen als Wörter schreiben.

Was Sie sonst noch wissen sollten

Sicherheitshalber habe ich die Regel zur Schreibweise von Zahlen nachgeschlagen: in der neuesten Ausgabe des unverzichtbaren Duden-Bands 9, „Sprachliche Zweifelsfälle: Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch“. Dort bestätigt der Eintrag zu „Zahlen und Ziffern“, dass die alte „Buchdruckerregel“, nach der Zahlen bis zwölf als Wort geschrieben werden müssen, nicht mehr gilt.

Im Einzelnen:

  • Zahlenschreibweise z. B. in Statistiken, technischen oder wissenschaftlichen Texten, also dort, wo es auf die Zahl ankommt („Gangschaltung mit 7 Gängen“)
  • Zahlenschreibweise bei Zahlenangaben mit abgekürzten Einheiten (Nettopreis 74,61 €; 200 g Mehl)
  • Im Fließtext darf man auch Zahlen über zwölf ausschreiben („Das habe ich dir schon hundertmal gesagt!“) – sofern sie übersichtlich sind. Von Konstruktionen wie „Die fünfundzwanzigtausendvierhundertsechsundsiebzig Menschen, die den Kiefheim-Blog abonniert haben …“ ist daher abzuraten.

Und falls Sie unsicher sind: Ein professionelles Lektorat hilft Ihnen weiter!

 

6 Kommentare

  1. Liebe Katja, so eisern habe ich es als Journalistin auch gelernt und so halte ich es bis heute. Allerdings gönne ich mir die eine oder andere Abweichung. Vor allem im oben genannten Beispiel mit den Corona-Zahlen ist es natürlich Quatsch, die Zahl sieben als Wort zu schreiben. Das ist so, als ob man bei Wahlergebnissen die Zahlen unter zwölf als Wort schreibt. Bei den Altersangaben gebe ich Dir ebenfalls recht, obwohl es bei uns in der Redaktion immer noch so gehandhabt wird, wie oben zu sehen. Mehr mag ich von einmal Gelernten aber nicht abweichen. Ich zucke immer zusammen, wenn ich es irgendwo anders lese. Es ist halt eine jahrzehntelange Prägung.
    Viele Grüße
    Susanne

  2. Ich verstehe gut, dass so lange Gelerntes und Praktiziertes fest sitzt, liebe Susanne. Irgendeine Richtschnur braucht es ja schließlich auch, doch ich finde es gut zu wissen, dass diese Regel nicht fest gilt und man das mit Augenmaß handhaben darf. Ich habe mir schon gedacht, dass die Redaktionsrichtlinien unserer Tageszeitung da offenbar sehr streng sind, aber als Leserin finde ich das Ergebnis nicht in allen Fällen überzeugend.

    In Zukunft werde ich an dich denken und derartige Textstellen mit Milde betrachten!

  3. Hallo, liebe Katja,
    ich bin ja absolut keine Fachfrau. Deinen Artikel fand ich aber sehr interessant.
    Ehrlich gesagt, habe ich noch nie darauf geachtet, ob Zahlen ausgeschrieben oder als Zahl gedruckt sind. Das werde ich ab jetzt aber machen und bin sehr gespannt, was mir da begegnen wird. Bisher hat mich aber offenbar nie irgendetwas gestört, sonst wäre es mir doch unangenehm aufgefallen.
    Dank dafür, dass Du wieder ein interessantes Thema gefunden hast.
    Liebe Grüße – V.

    V. H.
  4. Danke für die Erläuterungen. Die meisten Leser eines Textes erfassen Fehler und Stilfragen ja zunächst intuitiv und aus Gewohnheit. So sind die Beispiele und die Vorschläge dazu sehr überzeugend. Eine einzelne (kleine) Ziffer im Text erscheint mir stets falsch, künftig nur stillos.

    In diesem Zusammenhang ist allerdings in verstärktem Maß umkehrt zu beobachten, dass eindeutig als Wörter gemeinte und als Text zu schreibende Begriffe als Ziffern geschrieben werden. So kommt mir immer stärker die Schreibweise des unbestimmten Artikels mit „1“ unter. Nicht ganz so eindeutig, aber, wie ich finde, wenigstens stillos ist die Verwendung der Ziffer „1“ mit Punkt bei der adjektivischen Verwendung „erster“ mit oder ohne Artikel. So lese ich gerade „1. Jahr Bewährungsprobe für das neue Kaufrecht“ als Überschrift für ein Seminar. Ihre Meinung dazu?

    Herzliche Grüße

    1. Dass viele den unbestimmten Artikel „eine“ als „1“ schreiben, ist mir auch schon aufgefallen. Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Folge der häufigeren Kommunikation per Handy ist: Da ist alles willkommen, was Tippselei erspart. In privaten Messenger-Nachrichten sicher tolerierbar, in Texten für die Öffentlichkeit ganz klar falsch. Zumal man „1“ als „eins“ spricht und nicht als „eine“.

      „1. Jahr Bewährungsprobe für das neue Kaufrecht“ würde ich für eine Verwendung als Seminartitel beim Lektorat zu „Erstes“ ändern. Es wirkt zu sehr wie ErsteNs, zweitens, drittens, also wie ein Teil einer nummerierten Liste. Hinzu kommt der Kontext, in dem es um Text geht, nicht um Zahlen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert