Ich bin seit vielen Jahren Vorleserin in einer Grundschule. (Wenn nicht gerade Pandemie ist,) gehe ich alle zwei Wochen für eine Schulstunde in „meine“ Schule. Ich bin einer Lehrerin (ja, bisher nur Lehrerinnen) und ihrer Klasse fest zugeordnet. So begleite ich die Kinder in der Regel von der ersten bis zur vierten Klasse.
Welche Herangehensweisen sich im Laufe der Jahre zur praktischen Organisation des Vorlesens bewährt haben, lesen Sie in dieser kleinen Artikelreihe.
Vorlesen in der Grundschule: 1. und 2. Klasse – dieser Artikel
Vorlesen in der Grundschule: 3. und 4. Klasse
1. Klasse
Die Klassenlehrerin teilt die Klasse in drei Gruppen ein. Ich gehe in einer Vorlesestunde nacheinander mit jeder der drei Gruppen in einen separaten Raum und lese dort eine kurze Geschichte vor. Als reine Lesezeit bleiben nur etwa 10 Minuten, denn von den 45 Minuten der Schulstunde geht Zeit ab für die Begrüßung zu Stundenbeginn, die Einteilung der Gruppen, den Raumwechsel und das Niederlassen im Leseraum: Reichen die Sitzplätze? „Dürfen wir uns auf die Sitzsäcke legen?“ – „Nein, ihr dürft nicht mit den Bauklötzen spielen.“ – „Ich will aber neben Jule sitzen!“
Optimal ist es, wenn sich der Vorleseraum verbindlich reservieren lässt. Dann wissen wir genau, wo wir hingehen müssen, brauchen nicht erst zu suchen, der gewohnte Raum ist nicht plötzlich anderweitig belegt und es platzt auch niemand in mitten unsere Vorleserunde herein.
Geeignete Vorlesegeschichten
Zum Beispiel:
- „Oma, schreit der Frieder“ von Gudrun Mebs
- „Geschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger
- „Die schönsten Erstlesegeschichten“ von Cornelia Funke mit Monster-, Ritter- und Tiergeschichten
2. Klasse
Jetzt können die Kinder schon längere Geschichten vertragen. Die Klasse ist weiterhin in drei Gruppen aufgeteilt, aber jetzt darf eine Gruppe eine ganze Schulstunde mit mir mitgehen! Wer, das ist immer heiß umkämpft: „Frau Heimann-Kiefer, welche Gruppe ist heute dran?“ – „Diesmal bin ich doch dran, sagen Sie bitte Ja!“ – „Meine Gruppe war schon sooo lange nicht mehr!“
Geeignete Vorlesegeschichten
Zum Beispiel:
- Ausgewählte Geschichten aus „Der tätowierte Hund“ von Paul Maar
- „Sultan und Kotzbrocken“ von Claudia Schreiber
Ich freue mich über Ihre Vorlesetipps in den Kommentaren!
Oh wie schön diese Seite gefunden zu haben! Ich unterrichte Kunst in 1 bis 4 und weiß, dass Ausmalen und konzentriertes Beenden einer Kunstaufgabe auch mal langweilig sein kann. Ich lese gerne kurze Geschichten vor. Mit „Schokolade am Meer“ (am Besten in der 3. Klasse bisher) von Antonia Michaelis habe ich gute Erfahrungen gemacht und mit dem alten Buch/ Geschichtensammlung „Hexen und so“ (von 2. bis 5. Klasse). Ich bin immer auf der Suche nach ähnlich kurzweiligen Geschichten, die freundlich zum Nachdenken und Schmunzeln anregen. Am Schwersten finde ich es etwas für die 1. Klasse zu finden, da klaue ich mir jetzt die Empfehlungen 😀 Viele Grüße aus Bayern, Jelka
Freut mich sehr, dass meine Tipps helfen!
Die genannten Vorschläge werde ich mir dann meinerseits mal ansehen, vielen Dank!
Super, ich gehe ab morgen als Leseomi in eine 1. und eine 2. Klasse.ich dachte schon an Oma und Frieda, aber meine Konder (38 und 40) meinten, ich solle besser nicht „so alte Schinken“ anbieten…Aber scheinbar sind die doch immer noch beliebt…Danke für die guten Tipps hier!
die Leseomi
Ich glaube, die Geschichten von Oma und Frieder sind zeitlos. In ihnen geht es um das Erleben des kleinen Kindes, um Miteinander und Autonomie. Alle Konflikte werden durch die wunderbare, zugewandte Oma positiv gelöst, Frieder lernt dabei, wird aber nie herabgewürdigt. Alle Themen sind jenseits der Frage, ob man ein Smartphone hat oder nicht, ob man Musik auf Schallplatten oder CDs hört oder über Spotify streamt. Die Modernität der Außenwelt spielt keine Rolle, und die Wünsche und Konflikte, um die es geht, dürften die Kinder in der 1. Klasse selbst kennen.
Viel Spaß beim Vorlesen!!