Katja Heimann-Kiefer schreibt über Übersetzen, Sprache und Text, Lesen und Vorlesen und den ganzen Rest

Grammatisches Geschlecht (2): „die Stadt als Eigentümer“

Kiefheim klärt auf

Zeitungsausschnitt mit dem Text: Die Stadt als EigentümerDas ist ja interessant: Im Hildesheimer Freibad soll eine neue Anlage den Energieverlust der Wasserbecken senken. Der Betreiber

„konnte die Stadt als Eigentümer von der Investition überzeugen“,

schrieb meine Tageszeitung dazu. Energiesparen ist ja toll, aber diese Formulierung nicht.

 

Was ist hier das Problem?

Das Substantiv „Stadt“ ist weiblich, „Eigentümer“ dagegen ist die männliche Form, schließlich gibt es auch eine Eigentümerin. Das grammatische Geschlecht des Substantivs und das Geschlecht seines Zusatzes (in der Grammatik „Apposition“) passen hier nicht zueinander. Deshalb bleibt man beim Lesen hängen.

In der Sprachwissenschaft nennt man solches Zusammenpassen Kongruenz. In diesem Beispiel fehlt die Kongruenz im Genus, also im grammatischen Geschlecht. Ein Fundstück mit einem ähnlichen Problem der Genus-Kongruenz beschreibe ich hier.

Eine Interpretationsfrage

Falls der Schwerpunkt der Aussage auf der Funktion (wem gehört’s?) liegt, ist nach den Regeln der deutschen Sprache auch „Eigentümer“ denkbar. Das ist eine Interpretationsfrage und in diesem Beispiel sicher nicht der Fall. Einfacher und immer richtig ist jedenfalls die „Eigentümerin“, und lesefreundlicher ist sie außerdem, weil niemand darüber stolpern muss.

 

Nachtrag im November 2023

Ein Screenshot mit dem Titel "Arbeitgeberin Hamburg"

Die Stadt Hamburg macht es vor, sie betrachtet sich als „Arbeitgeberin“. Ganz so, wie es ihrem grammatischen Geschlecht entspricht.

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