Katja Heimann-Kiefer schreibt über Übersetzen, Sprache und Text, Lesen und Vorlesen und den ganzen Rest

Grammatisches Geschlecht (1): „Die Stadt und seine Bürger“

Kiefheim klärt auf

Leserbrief in der Zeitung, darin: Die Stadt als Eigentümer
Die Leserbriefe in meiner Tageszeitung lese ich gerne. Bei diesem Brief allerdings bin ich schon in der zweiten Zeile gedanklich gestolpert:

„Eigentlich könnte man der Stadt und seinen Bürgern (…) gratulieren“.

Stolpern Sie hier auch?

Was ist hier das Problem?

Der (Stolper-)Stein des Anstoßes: „der Stadt und seinen Bürgern“. Das Substantiv „Stadt“ ist weiblich, aber das Possessivpronomen „seinen“ kann sich nur auf ein männliches Substantiv beziehen. Das grammatische Geschlecht des Substantivs und das Geschlecht des Pronomens passen hier also nicht zueinander, und das lässt uns beim Lesen stutzen.

In der Sprachwissenschaft nennt man solches Zusammenpassen Kongruenz. In diesem Beispiel fehlt die Kongruenz im Genus, also im grammatischen Geschlecht von Substantiv und Pronomen. „Der Landkreis und seine Bürger“ wäre korrekt, weil „Landkreis“ ein männliches Substantiv ist. Ein Fundstück mit einem ähnlichen Problem der Genus-Kongruenz beschreibe ich hier.

Wie geht es besser?

Klare Antwort: „Eigentlich könnte man der Stadt und ihren Bürgern gratulieren“.

 

 

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