Grammatisches Geschlecht (1): „Die Stadt und seine Bürger“

Kiefheim klärt auf

Leserbrief in der Zeitung, darin: Die Stadt als Eigentümer
Die Leserbriefe in meiner Tageszeitung lese ich gerne. Bei diesem Brief allerdings bin ich schon in der zweiten Zeile gedanklich gestolpert:

„Eigentlich könnte man der Stadt und seinen Bürgern (…) gratulieren“.

Stolpern Sie hier auch?

Was ist hier das Problem?

Der (Stolper-)Stein des Anstoßes: „der Stadt und seinen Bürgern“. Das Substantiv „Stadt“ ist weiblich, aber das Possessivpronomen „seinen“ kann sich nur auf ein männliches Substantiv beziehen. Das grammatische Geschlecht des Substantivs und das Geschlecht des Pronomens passen hier also nicht zueinander, und das lässt uns beim Lesen stutzen.

In der Sprachwissenschaft nennt man solches Zusammenpassen Kongruenz. In diesem Beispiel fehlt die Kongruenz im Genus, also im grammatischen Geschlecht von Substantiv und Pronomen. „Der Landkreis und seine Bürger“ wäre korrekt, weil „Landkreis“ ein männliches Substantiv ist. Ein Fundstück mit einem ähnlichen Problem der Genus-Kongruenz beschreibe ich hier.

Wie geht es besser?

Klare Antwort: „Eigentlich könnte man der Stadt und ihren Bürgern gratulieren“.

 

 

2 Kommentare

  1. Was die Schreibung von zurecht/zu Recht angeht: wie bekommen Leute, die Deutsch lernen das hin, wenn wir, die wir von Kindesbeinen an Deutsch sprechen, selber ins Schleudern kommen.
    Ob der Schreiber des Leserbriefs „der Stadt und seinen Bürgern“ geschrieben hat, weil ein „der“ vor dem Wort Stadt steht? Kaum vorstellbar.

    Frank
    1. Wie gesagt, gerade „recht“ finde ich auch schwierig. Da hat es mich beim Schreiben des Artikels beruhigt, irgendwo auf den Duden-Seiten den Hinweis zu finden, die Rechtschreibung des Wortes sei „schwierig“.

      Was deine Überlegung zu „der Stadt und seinen Bürgern“ angeht, ich weiß es auch nicht. Ich glaube, es ist viel Gewohnheit dabei. Man hört so oft, dass zu einem femininen Substantiv ein männliches Pronomen oder Attribut verwendet wird. Die Union ist Wahlsieger (wäre sie nicht eine Siegerin?) und dergleichen. Wenn man ein bisschen aufmerksam zuhört und liest, begegnen einem diese Beispiele ganz häufig. Ich stutze da immer.

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