Wenn Sie einen Auftrag für eine Übersetzung oder einen Text vergeben, haben Sie es in der Hand, dass das Ergebnis gut wird. Lesen Sie hier, wie Sie mit einem guten Briefing dazu beitragen können und warum sich das für Sie lohnt.
- Wem geben Sie den Auftrag?
- Vor dem Auftrag: Das Briefing
- Weiter geht’s: Der Auftrag läuft
- Ihr Input zahlt sich aus
Wem geben Sie den Auftrag?
Die Weichen für einen guten Text stellen Sie schon bei der Auftragsvergabe. Wählen Sie eine Texterin oder Übersetzerin, die Erfahrung mitbringt und sich in Ihrem Fachgebiet auskennt. Was Sie dabei beachten sollten, habe ich in dieser Checkliste für Sie zusammengestellt.
Vor dem Auftrag: Das Briefing
Wenn Sie eine Übersetzung oder einen Text in Auftrag geben, haben Sie konkrete Erwartungen: Der fertige Text soll eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, ein bestimmtes Ziel erreichen und vermutlich in Stil und Terminologie zu den Texten passen, die es in Ihrem Unternehmen bereits gibt. Damit der Text diese Anforderungen erfüllt, braucht die Übersetzerin bzw. Texterin Informationen – Informationen, die nur Sie haben. Der Auftakt zum Auftrag ist daher das sogenannte Briefing: Dabei übermitteln Sie alle benötigten Informationen. Welche Punkte für das Briefing relevant sein können, lesen Sie in den folgenden Abschnitten.
Briefing: Die Zielgruppe
Wen wollen Sie erreichen? Soll der Text Anwaltskanzleien oder Skateboard-Fans ansprechen? Kann man die Vorkenntnisse eines Fachpublikums voraussetzen oder ist der Text für Laien gedacht? Stellen Sie sich eine Werbebroschüre für eine elektrische Pumpe vor: Die Broschüre für Camping-Fans, die ihre Luftmatratze damit aufpumpen, wird ganz anders sein als die Broschüre für Unternehmen, in denen die Pumpe industriell eingesetzt wird.
Briefing: Das Textziel
Soll Ihr Text informieren, werben, anleiten? Eine Pressemeldung informiert, ein Whitepaper für eine IT-Sicherheitslösung informiert und wirbt, eine Gebrauchsanweisung für ein Reinigungs- und Desinfektionsgerät leitet an. Sprache und Wortwahl tragen dazu bei, das jeweilige Ziel zu erreichen: zum Beispiel klar und sachlich für eine Anleitung oder bildhaft und emotional für einen werbenden Text. Es leuchtet ein, dass reißerische Superlative in einer Bedienungsanleitung ebenso fehl am Platz sind wie Beamtendeutsch im Hörfunk-Werbespot.
Briefing: Der Stil
Wie klingt Ihr Unternehmen? Das eine Unternehmen möchte sympathisch und locker rüberkommen, ein anderes legt mehr Wert auf eine seriöse und kompetente Ausstrahlung. Der Stil des Textes soll zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passen und das Image Ihres Unternehmens unterstützen. Ein gelungenes Beispiel für einen nahezu unverwechselbaren Stil ist der Ikea-Katalog (und der klingt wiederum ganz anders als Ihr Steuerbescheid).
Einige Unternehmen haben „Style Guides“, Stilfibeln, in denen die sprachliche Marschroute festgelegt ist. Wenn Ihr Unternehmen einen solchen Style Guide hat, dann immer her damit, denn er enthält wertvolle Informationen für Ihre Übersetzerin bzw. Texterin!
Briefing: Hintergrundinformationen
Hintergrundinformationen können der Übersetzerin bzw. Texterin helfen, den Kontext des Textes einzuordnen und die Aussage des Textes zu verstehen. Ist beispielsweise Ihr neu entwickeltes Kugellager die heißeste Erfindung des Jahres und soll nun auf allen Kanälen beworben werden? Möchten Sie sich mit den Anwendungsszenarios für Ihren Indikator-Teststreifen dezent, aber deutlich von der Konkurrenz abheben? Solches Hintergrundwissen ist nützlich, um dem Text die gewünschte Richtung zu geben und sprachlich die richtigen Nuancen zu setzen.
Briefing: Terminologie
Vereinfacht gesagt geht es bei der Terminologie um Fachausdrücke. Korrekte Terminologie ist wichtig, weil sie Ihrer Leserschaft das Textverständnis erleichtert. Klar und eindeutig ist es, wenn etwas immer mit dem gleichen Ausdruck bezeichnet wird und nicht mal so, mal so. Manchmal ist auch mehr als eine korrekte Bezeichnung gängig, dann braucht es Verabredungen. So muss beispielsweise festgelegt werden, ob es „Passwort“ oder „Kennwort“ heißen soll oder ob man von „Dampfsterilisator“ oder „Autoklav“ spricht.
Die Terminologie im neuen Text soll mit der etablierten Unternehmensterminologie übereinstimmen. Schicken Sie der Übersetzerin bzw. Texterin Referenztexte zum Thema oder Links zu Ihren Webauftritten und, wenn vorhanden, Wortlisten und Glossare. Damit tragen Sie zu einem gut verständlichen Text bei, der zum vorhandenen Material passt. Außerdem ersparen Sie der Dienstleisterin einiges an Recherche – so kann sie konzentriert und zügig an Ihrem Text arbeiten.
UI-Optionen für Software
Ein Sonderfall ist Software. Falls die Software lokalisiert wurde, also in der Zielsprache verfügbar ist, benötigt die Übersetzerin für die Übersetzung der Dokumentation zur Software eine vollständige und aktuelle Liste aller Optionen der Benutzeroberfläche (UI für „User Interface“).
Warum? Stellen Sie sich vor, das Handbuch für eine neue Software fordert Sie auf, auf die Schaltfläche „Gerät abschalten“ zu klicken, aber auf dem gesamten Bildschirm gibt es keine Schaltfläche dieses Namens. Stattdessen finden Sie „System herunterfahren“ – das klingt zwar irgendwie ähnlich, stimmt aber nicht mit dem Handbuch überein. Wäre der Klick hierauf wirklich klug? Falsche Angaben verunsichern und helfen Ihren Nutzern nicht weiter. Deshalb muss die Übersetzerin wissen, was an dieser Stelle tatsächlich auf dem Bildschirm steht.
Weiter geht’s: Der Auftrag läuft
Das Briefing ist erledigt, die Übersetzerin bzw. Texterin hat alles, was sie braucht, und ist bei der Arbeit. Unter optimalen Bedingungen ist der nächste Stopp die Lieferung. Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich allerdings sagen: In den meisten Fällen wird es Fragen geben. Nehmen Sie diese Fragen ernst, denn sie sind ein wertvolles Mittel für mehr Textqualität.
Mehr Fragen – mehr Qualität!
Wenn Ihre Übersetzerin bzw. Texterin Ihnen Fragen zum laufenden Auftrag schickt, dann haben Sie eine Dienstleisterin gefunden, die sorgfältig und engagiert arbeitet. Ihre Fragen zeigen nämlich, dass sie sich gründlich mit Ihrem Text und Ihrem Anliegen auseinandersetzt. Es kommt vor, dass der Ausgangstext einer Übersetzung unklare oder sogar falsche Aussagen enthält. Indem die Übersetzerin nachfragt, sorgt sie für einen besseren Zieltext und gibt Ihnen gleichzeitig die Chance, auch den Ausgangstext zu verbessern. Oder vielleicht braucht die Texterin eine genaue technische Erklärung, wie die Spezialmembran der neuartigen Pumpe funktioniert, um dieses Funktionsmerkmal korrekt zu beschreiben. Dass der Text besser wird, wenn Sie Ihr Insiderwissen beisteuern, liegt auf der Hand.
Fragen kompetent und zügig beantworten
Sorgen Sie dafür, dass die Fragen kompetent und zügig beantwortet werden. Wenn Fragen ohne Antworten bleiben, gefährdet das nicht nur die Textqualität, sondern auch den vereinbarten Liefertermin. Und wenn die Fragen bei einer Person landen, die mit dem Thema nicht vertraut ist, sind keine fundierten und korrekten Antworten zu erwarten. Dann besteht die Gefahr, dass der Text Fehler enthält.
Ihr Input zahlt sich aus
Ein gutes Briefing zum Auftakt und Ihre Kooperation während der Arbeit am Text machen ein wenig Mühe, aber diese Mühe zahlt sich aus. Denn so tragen Sie dazu bei, dass der fertige Text Ihre Erwartungen erfüllt. Sie haben es in der Hand!